Möbel
Für die Ausstellung der Dombibliothek Hildesheim zum Godehard-Jahr wurde recht schnell der Beschluss gefasst, dass den Besucher:innen die historische Bibliothek des Klosters St. Godehard nähergebracht werden soll.
Und dieses Näherbringen sollte nicht nur mit Text und Bild stattfinden, sondern der Bibliotheksraum des Klosters sollte erfahrbar werden. Dazu sollte ein Teil der Einrichtung – die heute nicht mehr existiert – rekonstruiert werden, und zwar so, dass die Besucher:innen sich davorstellen können, herumgehen und sie sogar anfassen und in Annäherung erleben, wie es um 1500 gewesen sein mag.
Da wir das rekonstruierte Mobiliar jedoch nicht in den noch heute bestehenden Raum stellen konnten, um dort die Ausstellung zu errichten, fassten wir den Beschluss, den Bibliotheksraum ausschnittsweise in die Dombibliothek zu holen und als eine Art Kulisse nachzustellen.
Als Zeitstellung für die Szene orientierten wir uns am ausgehenden 15. Jahrhundert. Zum einen stammt die noch heute im Bibliotheksraum sichtbare Ausmalung aus dieser Zeit und zum anderen hatte Abt Kalberg gegen Ende des 15. Jahrhunderts einen großen Einfluss und erweiterte den Bibliotheksbestand stark. Zusammen mit den mittelalterlichen Handschriften und Inkunabeln, die einen besonderen und wertvollen Teil des bis heute überlieferten Bibliotheksbestands aus dem Kloster St. Godehard ausmachen und den Kern unserer Ausstellung bilden, ermöglicht dies ein in sich geschlossenes und aufeinander aufbauendes Bild für die Vermittlung und Präsentation.
Da wie schon erwähnt keines der mittelalterlichen Möbel aus der Bibliothek aus St. Godehard erhalten ist, war es notwendig, über mehrere Wege plausible Annäherungen zu finden, wie die Einrichtung mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgesehen haben könnte.
Nach eingehender Recherche wurden sie vom Tischler Robert Wenta hergestellt.
Als Orientierung für Größe und Form der zu rekonstruierenden Möbel dienten sowohl zeitgenössische Abbildungen von Bibliotheks- und Gelehrtenräumen, noch existierende, spätmittelalterliche Möbel aus einem Bibliothekskontext und auch die Architektur des Raumes und die Größe der Bücher selbst.
Für alle im Folgenden vorgestellten Möbel gilt hinsichtlich der Ausfertigung, dass sie für die Zeit, Region und Verwendung angemessen sein sollen, aber nicht zu extravagant in den Details. Da wir keine erhaltenen Möbel aus der Bibliothek St. Godehards haben, ist jeder Aspekt eine Interpretation, die zu argumentieren ist und mittels Gegenüberstellen der entsprechenden Wahrscheinlichkeit abzuwiegen. Sowohl Form als auch Material können wir für die angezielte Zeit und Region sehr sicher so vermuten, und die Bauweisen ist auch stark verbreitet.
Man könnte lediglich darüber streiten, ob die Möbel noch zusätzliche Zierleisten oder Schnitzereien hatten, aber hier bietet bspw. ein schlichter Schrank eine sicherere Interpretationsbasis als ein stark verzierter, bemalter Schrank. Sieht man einen schlichten Schrank, nimmt man ihn tendenziell als Schrank wahr und nicht zwangsläufig als billigen Schrank, während man einen stark verzierten Schrank als teures und wertvolles Möbel sieht. Um die zusätzliche Implikationen so gering zu halten wie möglich, entschieden wir uns somit jeweils für eine schlichte Ausführung.
Zu einem Bibliotheksraum wie den von St. Godehard gehören mehrere Einrichtungsgegenstände, die man herunterbrechen kann, auf: